Psycho-Show im Panopticon


David Auer, Falter, 2. März 2022

„Dieser Film kommt daher wie Found-Footage-Horror, 3.30 pm sieht sich jedoch, wie die Credits verraten, als eine Art Update von Dogma 95. ,Naturalistisch’ geht es also zu, ohne künstliches Licht und Dekor, zwecks ungeschminkter Darstellung von so etwas wie Wirklichkeit. Die kann schon einmal schiacher geraten als ein Genre-Schocker in Amateur-Ästhetik.

Wie Ludwig Wüst hier in Lowest-Budget-Pixel-Bildern, aufgenommen mit einer vorerst versteckten Knopfkamera, zeigt. Plot und Prämisse sind dabei so simpel gehalten, wie es die Machart vorgibt zu sein, und münden in Trauma-Talk Marke Oversharing auf Youtube. Zwei Freunde, die sich schon lang nicht mehr gesehen haben, streifen zuerst gemeinsam durch Wien, schweigen betreten und reden viel. Über bösen Quatsch wie die ,Smart City’, an der sie witzelnd vorbeiziehen. Und besonders auch darüber, was in nicht nur deren Leben schiefläuft: Ökonomischer und sozialer Abstieg können einen oft schneller einholen, als man glaubt; Kindheitstraumata sowieso, welche sich dann in der auf dem Land spielenden zweiten Filmhälfte Bahn brechen.

Diese entblößenden 70 Minuten gießen Öl ins Feuer berechtigter Überwachungs-Paranoia. Voyeurismus ist normal im Panopticon, und das Innerste nach außen zu stülpen sowieso.“

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