Rot liegt in der Luft


Bert Rebhandl, FAZ, 21.02.2018

Im Kino Arsenal ist der Vorhang fast noch roter als in den Hackeschen Höfen, wo die Woche der Kritik stattfindet (oder fast noch röter? jedenfalls immer zu messen an der Röte des Rots von Technicolor). Ich wollte mir die Diskussion zu „Aufbruch“ anhören, einem Film von Ludwig Wüst, in dem zwei Menschen, die einander zufällig begegnet sind, ein Stück Wegs gemeinsam gehen (ein wesentliches Stück, um das Entscheidende zumindest anzudeuten). Ludwig Wüst (im Bild mit Claudia Martini, der Hauptdarstellerin in „Aufbruch“) stammt aus der bayerischen Provinz, er lebt seit vielen Jahren in Wien, und zur Charakterisierung seiner Filmarbeit ist es nicht verkehrt, auf seinen Zweitberuf hinzuweisen (er selbst tut das auch immer wieder): Er ist Schreiner (in Österreich: Tischler), in „Aufbruch“ macht er ein Kreuz, das er dann mit auf den Weg nimmt.

Ich hatte den Film schon vor zwei Wochen gesehen, schlüpfte dann also nur zur Diskussion noch in den Saal, und es war sofort zu spüren, dass für, die geblieben waren, etwas Besonderes passiert war. Das Forum hat eine Weile gebraucht, um Wüst zu entdecken, es ist immerhin schon der sechste (Zählung laut Internet Movie Data Base) oder zehnte Film (Wüsts eigene Zählung), und vor allem sein „Heimatfilm“ (2016) hätte jede Aufmerksamkeit verdient. Aber so viele Reihen und Gegenveranstaltungen kann die Berlinale gar nicht haben, dass ihr nicht immer wieder etwas entginge. Umso befriedigender, wenn sie etwas entdeckt. Das würde wohl sogar Oscar Peyrou anerkennen. Ungeschaut, wie man in Österreich sagt.

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